1928 übernimmt BMW die hochverschuldeten Dixi-Werke in Eisenach und wird damit zum Automobilproduzenten. Dixi ist eigentlich eine Luxusmarke, doch genau das wird in der Weltwirtschaftskrise zum Verhängnis. Einzig der Dixi 3/15 darf weiterleben. Frisch überarbeitet wird er 1929 als BMW 3/15 DA 2 der Öffentlichkeit präsentiert. Drei Vorserienmodelle treten sogleich zur II. Internationalen Alpenfahrt an, gegen eine etablierte internationale Konkurrenz. Für ein Werk, das gerade erst auf vier Rädern beginnt, eine ebenso mutige wie selbstbewusste Entscheidung.
Auf die harte Tour. Alpenfahrt 1929.
Fünf Etappen bis ins Ziel. 465 bis 629 Kilometer lang. Über die steilsten Alpenpässe, die es gibt. Die meisten davon sind üble Schotterpisten mit engen Kehren und tiefen Schlaglöchern. Die „II. Internationale Alpenfahrt 1929“ ist zwar kein Rennen, doch auch als Gleichmäßigkeitsfahrt eine echte Herausforderung für Mensch und Material. Dazu werden Schnitte von 35 bis 48 km/h gefordert, je nach Fahrzeugklasse. Start ist in München, am 7. August 1929 werden 80 Fahrzeuge im Minutenabstand auf die Strecke geschickt. Bereits am Katschberg mit seinen 26 Prozent Steigung kommt für manche das Aus. Doch weniger technische Probleme als Unfälle werden das Feld dezimieren.
Das erste BMW Automobil. Werbemotto „Innen größer als außen“.
Drei nagelneue Vorserienfahrzeuge des gerade erst vorgestellten BMW 3/15 DA 2 starten als Werksmannschaft. Bescheidene 15 PS aus einem knappen Dreiviertelliter Hubraum leisten die Vierzylinder der Sportzweisitzer, doch sie müssen nur wenig Gewicht anschieben, ohne Insassen keine 500 Kilogramm. Dazu gesellt sich eine neue Vierradbremse, auf Passstraßen mit Sicherheit ein Vorteil. Die wackeren Kleinwagen schlagen sich bestens, vor allem haben sie keine Pannen, die ja Zeit kosten. Am Ende schaffen es die drei nagelneuen BMW als einziges Team gemeinsam ohne einen Strafpunkt ins Ziel nach Como zu kommen. Sie haben jede Einzelstrecke in Bestzeit absolviert und werden in ihrer Klasse Sieger der Alpenfahrt. Eine echte Sensation und der Beginn einer großen Karriere.
Wiederholungstäter. Lutz Schmidt und sein BMW 3/15.
Lutz Schmidt ist seit seiner Kindheit glühender „BMW Dixi“-Fan. Der Thüringer besuchte früh mit den Eltern das Automobilmuseum Eisenach und verliebte sich sofort in den kleinen Dixi 3/15. Doch erst als Erwachsener bot sich ihm 1984 eine Kaufgelegenheit, und die trug bereits das BMW Emblem. Die Restaurierung eines Vorkriegsklassikers ist immer eine Herausforderung, doch noch schwieriger war das in der ehemaligen DDR. Da brauchte man vor allem kompetente Freunde, die gerne helfen. Als die Arbeiten endlich abgeschlossen waren, war auch der Eiserne Vorhang Geschichte und Lutz Schmidt konnte seiner anderen großen Leidenschaft nachgehen: den Fernfahrten.
Zweimal um die Welt im ersten BMW.
Sagenhafte 80.000 Kilometer hat Lutz Schmidt bereits mit seinem 90 Jahre alten BMW abgespukt. In England war er mehrfach, auch in Irland. Er fuhr die 10.000 Kilometer durch Europa mit und natürlich nahm er sich zusammen mit seinen Clubkameraden vom Dixi Club München auch mal die Internationale Alpenfahrt vor, die historische Route als Vorlage. Die Reisegeschwindigkeit liegt dabei in der Ebene bei 50 bis 60 km/h, am Berg braucht es natürlich etwas mehr Geduld. Pannen sind dagegen die absolute Ausnahme und lassen sich meist schnell beheben.
Wovon träumt einer wie er noch? „China!“, ruft der Thüringer spontan. „Einmal sechs Wochen lang unterwegs sein. Polen, Weißrussland, Kasachstan … und schließlich China.“ Im BMW 3/15? „Warum nicht?“ Wer mit ihm spricht, wundert sich nicht. Und zweifelt auch keine Sekunde daran, dass er es schaffen wird.
Lutz Schmidts weitgereister BMW 3/15 kann jetzt im BMW Museum noch bis Mai bestaunt werden. Dann braucht ihn sein Besitzer wieder. Sommerzeit ist schließlich Reisezeit. Oder besser gesagt – Fernfahrtenzeit.
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