Der Franzose Hervé Poulain hatte die Idee. Als Kunstauktionator und begeisterter Rennfahrer waren für ihn Kunst und Motorsport kein Widerspruch – im Gegenteil, sah er doch im Automobil selbst bereits ein Kunstwerk. Auf der Suche nach einem geeigneten „Art Car“ fand er im BMW Rennleiter Jochen Neerpasch einen begeisterten Partner. 1975 startete Poulain mit einem von Alexander Calder gestalteten BMW 3.0 CSL Renncoupé in Le Mans. Premiere und Auftakt für mittlerweile bereits 19 BMW Art Cars. Sieben von ihnen zeigt nun das BMW Museum in einer Sonderausstellung noch bis Februar 2019.
Der Amerikaner Alexander Calder war mit seinen farbenprächtigen Installationen – großen Mobile gleich – berühmt geworden und brachte das Element der Bewegung in die Kunst ein. Die Idee, ein Auto zu gestalten, nahm er begeistert auf. BMW Rennleiter Jochen Neerpasch und der Leiter der BMW Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Dr. Horst Avenarius stellten Poulain für sein einzigartiges Projekt ein BMW Rennsportcoupé zur Verfügung, mit dem Poulain selbst starten sollte. Calder erarbeitete seinen ersten Entwurf mit einem Spielzeugauto gleichen Typs, verfeinerte es danach am Modell im Maßstab 1:5 weiter. Dieses diente dem Münchner Lackierspezialisten Walter Maurer als Vorlage. Das erste BMW Art Car wurde im Mai 1975 im Musée des Arts Décoratifs (Paris) der Öffentlichkeit vorgestellt und startete später wie geplant in Le Mans. Es war die Premiere einer Erfolgsgeschichte.
„Das Automobil ist das mythische Objekt des 20. Jahrhunderts“ – Hervé Poulain.
Mittlerweile gibt es 19 BMW Art Cars, eine Kollektion, die immer noch wächst. Mit ihr entstand eine ebenso bunte wie abwechslungsreiche Reise durch die zeitgenössische Kunst, verblüffend und überraschend, doch niemals langweilig. Ist das Automobil als solches ja bereits Ausdruck seiner Zeit in Technik und Design, fügen ihm hier Künstler noch eine weitere Ebene hinzu, was die BMW Art Cars einzigartig und auch sehr kostbar macht.
Die Entscheidung, welcher Künstler den nächsten BMW gestalten darf, trifft eine hochkarätige Jury, die sich ihre Wahl mitunter sehr schwer macht. Das betreffende BMW Modell existiert da bereits, doch soll der Künstler bei der Interpretation seines Art Cars möglichst alle Freiheiten besitzen.
Sonderausstellung – 7 BMW Art Cars im BMW Museum.
Die aktuelle Ausstellung im BMW Museum zeigt die ersten vier und die neuesten drei BMW Art Cars. Nach Alexander Calder war es Frank Stella, der 1976 das zweite BMW Art Car schuf. Sein strenges grafisches Muster erinnert an Schnittmusterbogen und Millimeterpapier. Roy Lichtensteins Werke folgen dagegen der Comic- und Pop-Art, sein BMW 320i Gruppe 5 Rennwagen stilisiert eine Landschaft, durch die der Rennwagen gerade zu fahren scheint. Andy Warhol war der erste Künstler, der selbst Hand anlegte und nicht nur den Entwurf lieferte. Sein Werk geriet für seine Verhältnisse ungewöhnlich spontan und impulsiv, der BMW M1 Gruppe 4 leuchtet aus dicken Farbschichten, die Entstehung dauerte gerade mal 28 Minuten. Heute dürfte er den wohl teuersten BMW aller Zeiten darstellen.
Die Kunst des 21. Jahrhunderts.
Jeff Koons BMW M3 GT2 verwischt alle Farben und Formen, als würde er gerade mit ungeheurem Tempo am Betrachter vorbeihuschen. Kunst, wie geschaffen für Rennen und die Jagd nach Bestzeiten. Die Zahl 18 symbolisiert für Chinesen Glück, BMW Art Car Nr. 18 gestaltete vielleicht gerade darum die junge Chinesin Cao Fei. Weltpremiere war im Mai 2017 in Peking. Drei Elemente treffen hier zusammen. Ein Video, eine App und ein vollkommen mattschwarz gehaltener BMW M6 GT3. Nur im Zusammenspiel wird daraus ein komplettes Kunstwerk. Cao Fei wagte damit den Schritt in neue Kunstformen des 21. Jahrhundert.
BMW Art Car Nr. 19 und damit das jüngste von allen, wurde von John Baldessari gestaltet, einem Altmeister der Konzeptkunst. Nachdem der BMW M6 GTLM fertig war, musste er sich in einem echten Rennen beweisen. Die 24 Stunden am Daytona International Speedway forderten Mensch und Material, es regnete teilweise sehr heftig und der vordere Platz in der GTLM-Wertung zeigte, wie ernst es BMW ist, Kunst und Rennsport immer wieder neu zu verbinden. Ganz im Geiste Hervé Poulains also, der einst diese geniale Idee hatte.