Wenn Heringe drei Monate auf der Leine trocknen, danach gepresst werden und als regionale Spezialität auf dem Teller landen, dann geschieht dies am Comer See – dort, wo jedes Jahr Auto- und Motorradfans aus aller Welt den einzigartigen Concorso d'Eleganza genießen. Zwei- und vierrädrige Kostbarkeiten gibt’s dabei zuhauf. Doch lokale Köstlichkeiten findet man exakt auf halbem Weg zwischen Villa d’Este und Villa Erba: in der Osteria del Beuc.

Wer meint, „Beuc“ sehe nicht gerade nach einem italienischen Wort aus, liegt richtig. Und wer hört, wie der Name der legendären Osteria in Cernobbios Via Cavallotti aus dem Munde Einheimischer klingt, ist sich schließlich sicher. „Bötsch“ spricht man das Dialektwort vom Comer See aus, das mit Hochitalienisch nichts zu tun hat. „So viel wie ‚kleiner Treffpunkt‘ heißt das bei uns“, erklärt Beuc-Chefin Claudia Visconti. Und genau das ist die überschaubare Osteria in der Via Cavallotti 1, direkt hinter Cernobbios Strandpromenade, auch seit bereits 92 Jahren.

In den beiden Gasträumen des Beuc trifft man vor allem Einheimische. Jedes Jahr Ende Mai strömen besonders viele Concorso-Fans hierher. Sie verbinden das authentische PS-Event am Westufer des Comer Sees mit kulinarischen Genüssen. Dabei tauchen sie ein in die typische Küche der Region, die „Cucina Lariana“.

Missoltini, Polenta Uncia, Gnocchi alla Lariana – wer Tourismus nach dem Motto „Man spricht Deutsch“ und eine entsprechende Speisekarte erwartet, ist hier verkehrt. Doch in der gastlichen Osteria mit rund 100 Plätzen findet sich immer jemand, der zumindest auf Englisch erklären kann, was auf der Speisekarte steht. Denn das Personal ist auffallend freundlich und wirkt selbst bei vollbesetzten Tischen sehr entspannt. Das liegt wohl daran, dass das Beuc der Kooperative IOC COOP LA VITTORIA gehört. Claudia Visconti führt den Treffpunkt für Feinschmecker seit vier Jahren. Erst seit zehn Jahren ist das Beuc eine Osteria, bis dahin war es nur eine beliebte Billardbar. 

Heute ist die kleine Osteria längst weit über den Comer See hinaus bekannt. Warum, das vermittelt sich sofort angesichts der Köstlichkeiten, die Claudias Köche auf die Teller zaubern. Zum Beispiel Bitto Casera Scimudin – eine Polenta mit drei regionalen Käsesorten, Butter und Knoblauch. Oder die berühmten Missoltini, die es nur in dieser Region gibt: getrocknete Heringe aus dem Comer See, die bis zu einem Vierteljahr lang auf Leinen im Wind trocknen, danach mit Salz und Lorbeerblättern gepresst und dadurch über Monate haltbar gemacht werden. Früher war dies eine Notwendigkeit, um im rauen Klima rund um Como über den Winter zu kommen. Heute ist es eine Spezialität, die auf Polenta gereicht wird. Im Beuc zu einem fairen Preis: 13,50 Euro.

„Viele Stammgäste bestellen auch immer wieder unsere typischen Gnocchi aus der Cucina Lariana“, erzählt Claudia mit dem nächsten Teller in der Hand: Die italienischen Kartoffelklößchen werden hier mit Taleggiokäse, Pancetta, roter Zwiebel und Tomaten zubereitet. Dass es dazu Weine aus norditalienischen Anbauregionen gibt, versteht sich fast von selbst. Aber sogar das „Chiarella“-Wasser auf den Tischen der Osteria del Beuc stammt von hier: Es kommt aus Plesio, gut 30 km nördlich von Cernobbio.

Claudia Visconti schwärmt für den Concorso, und das nicht nur, weil er ihr jedes Jahr noch mehr Gäste verschafft als sonst. Sie liebt einen ganz bestimmten BMW: „Der weiße 507-Roadster, den einmal Elvis gefahren hat, ist mein absolutes Traumauto“, verrät sie uns, während wir weitere Spezialitäten vom Comer See genießen. Die legendäre Osteria liegt exakt zwischen den beiden Veranstaltungsorten des Concorso d’Eleganza, nur jeweils fünf Gehminuten von ihnen entfernt. Ein Besuch im Beuc ist die perfekte Ergänzung, um in jeder Hinsicht die schönen Dinge des Lebens zu genießen – das wird mit Sicherheit auch nächstes Jahr wieder so sein.