Nur einmal im Jahr.

Willkommen in den 1950er Jahren.

Das Goodwood Revival ist ganz gewiss eine einzigartige Rennsportveranstaltung. Jedes Jahr im Herbst verwandelt dieses historische Festival den Goodwood Circuit und Umgebung in Südengland für ein paar Tage in die perfekte Kulisse einer längst vergangenen Ära.

Das seit 1998 ausgetragene Goodwood Revival ist ein Festival für Straßenrennwagen und Motorräder, die zwischen 1948 und 1966 regelmäßig auf dem Rundkurs angetreten waren. Alle Gebäude bekommen ein zeitgenössisches Styling verpasst, manche Bauten werden speziell zu diesem Anlass errichtet und – was am allerwichtigsten ist – auch ein Großteil der Besucher wirft sich nostalgisch in Schale.    

Man fühlt sich wahrlich wie ein Zeitreisender – und die Rennen hier sind sowieso ein einmaliges Erlebnis.

Eine der schnellsten Frauen auf zwei Rädern.

Maria Costello kann beim Goodwood Revival auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurückblicken. Sie war die erste Frau überhaupt, die eingeladen wurde, hier an einem Motorradrennen teilzunehmen, und ist seitdem viele Male wiedergekommen – stets aufs Neue davon begeistert, was für eine tolle Veranstaltung das Festival ist. 2018 saß Maria für die BMW Group Classic auf einer R 57 aus dem Jahr 1929 – ein Motorrad legendär für seine Leistungsstärke und nicht ganz einfach zu fahren. Diese aufgeladene Maschine mit manueller Schaltung zu beherrschen, ist sicher nicht leicht, aber Maria war der Herausforderung gewachsen.

Begeisterung für Geschwindigkeit.

Selbstverständlich ist Goodwood nicht die einzige Motorrad-Rennveranstaltung, bei der Maria Costello Erfolge gesammelt hat; schließlich ist sie eine versierte Rennfahrerin, die mittlerweile auf eine über 23-jährige Karriere zurückblicken kann. Als Maria zum ersten Mal auf ein Motorrad stieg, war es zunächst einfach nur als Fortbewegungsmittel gedacht. Doch schon bald war sie regelrecht süchtig nach Geschwindigkeit und fing an, mit einer Karriere als Rennfahrerin zu liebäugeln.

Paradoxerweise kaufte sie sich ihre erste Rennmaschine von dem Geld, das ihr als Entschädigung zugesprochen wurde, nachdem sie von einem unaufmerksamen Fahrer auf der Straße in einen Unfall verwickelt worden war. Ihre Mutter war zwar entsetzt, aber Maria wusste, was sie wollte und nahm das Geld, um ihre Rennkarriere zu „kickstarten“.

Trophäen en masse.

Maria fuhr zunächst Kurzstreckenrennen, wechselte jedoch rasch auf größere und anspruchsvollere Rennstrecken. Sie erzielte einen Streckenrekord für Frauen beim TT-Kurs auf der Isle of Man – ihr Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde hielt bis 2009. 2005 eroberte sie als erste Frau einen Platz auf dem Siegerpodest des Manx Grand Prix – einem Rennen um die TT. Diese Leistungen konnte sie mit weiteren Top-3-Platzierungen in unzähligen Rennen untermauern und zählt damit zu den größten Motorrad-Rennfahrerinnen Großbritanniens.

Ein ganz besonderer Tag.

2009 wurde Maria Costello zum Mitglied des Ordens des Britischen Weltreiches ernannt. Sie erinnert sich an diesen Tag als einen der glücklichsten ihres Lebens. Allerdings bedurfte es einer helfenden Hand, um pünktlich zu diesem ganz besonderen Ereignis zu gelangen. Als Maria merkte, dass sie es wegen eines Verkehrsstaus womöglich nicht mehr rechtzeitig zum Buckingham Palace schaffen würde, rief sie einen Freund an – der sie kurzerhand mit dem Motorrad abholte. Ohne auf ihre Familie zu warten, schwang Maria sich im „Kleinen Schwarzen“ hinten aufs Motorrad und traf überpünktlich zur Zeremonie ein. Während des gesamten Procederes im Vorfeld des Empfangs bei Prince Charles fürchtete Maria, dass ihre Familie es nicht mehr rechtzeitig auf ihre Plätze schaffen würde. Als die Türen sich schließlich öffneten, war sie überglücklich, als sie sah, dass alle im Saal anwesend waren und dieses ganz besondere Ereignis mit ihr feiern konnten.

Zeit für’s Rennen.

Schnellvorlauf ins Jahr 2018: Maria konzentrierte sich auf ihr Rennen beim Goodwood Festival. Sie war schon zwei Wochen zuvor zu Testzwecken mit dem BMW Group Classic Team auf der Rennstrecke gewesen, musste jedoch das Training wetterbedingt vorzeitig beenden. Sprich, Maria war gezwungen, beim Rennen alles auf eine Karte zu setzen - keine leichte Sache, wenn man bedenkt, wie schwierig eine R 57 manchmal zu händeln ist.

Das Revival-Rennen folgt der Le-Mans-Tradition, das heißt die Fahrer rennen beim Startsignal zu ihren mit laufenden Motoren aufgebockten Maschinen und kommen nach halber Distanz an die Boxen, damit der Teamkollege übernehmen kann. Maria fuhr die BMW R 57 zusammen mit ihrem Partner Claus Clausen, der die erste Hälfte des Kurses absolvierte. Claus und Maria gaben beide ihr Bestes und erreichten eine gute Platzierung. 

Bis zum nächsten Jahr.

Mehr noch als das Ergebnis selbst, war es das Gesamterlebnis, beim Goodwood Revival dabei gewesen zu sein, das sich in Costellos Gedächtnis eingebrannt hat: die historischen Rennfahrzeuge, alte Freunde treffen und neue Freundschaften schließen – und ein Wochenende lang in eine andere Zeitepoche versetzt zu werden. Maria hat die Veranstaltung Riesenspaß gemacht und sie freut sich schon darauf, nächstes Jahr nach Goodwood zurückzukehren – höchstwahrscheinlich wieder auf einer klassischen BMW. 

Goodwood
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