MILLE MIGLIA. MILLE GRAZIE.

1927 startet die erste Mille Miglia von Brescia aus nach Rom und wieder zurück. Es ist der Beginn eines Langstreckenrennens, das innerhalb kürzester Zeit seinen eigenen Mythos gründet. Die Mille Miglia zu gewinnen, wenigstens einmal, davon träumen bald alle Rennfahrer. Aber ein Sieg ist sehr schwer, erfordert neben fahrerischem Talent auch viel Glück und eine gehörige Portion Mut und Instinkt. Enge Ortsdurchfahrten wechseln mit kilometerlangen Geraden, es gibt Bahnübergänge, die auch schon mal minutenlang geschlossen sein können, und wer auf ein langsameres Fahrzeug trifft, muss sich erst mal durch dessen Staubfahne kämpfen, bevor er ans Überholen überhaupt nur denken darf.

Fritz Huschke von Hanstein und Walter Bäumer
BMW 328

Im Schatten des Krieges.

1940 ist ein denkbar schlechtes Jahr für den Motorsport. Der Krieg hat begonnen, junge Männer tragen Uniform, Industrieunternehmen stellen auf Rüstungsgüter um. Dennoch gibt es Unermüdliche, die noch weitermachen wollen, solange es geht. Gerade wenn es sich dabei um das „härteste Straßenrennen der Welt“ handelt. Im letzten Rennen vor dem Krieg, oder besser gesagt bereits mittendrin, wird die Mille Miglia auf einem 165 Kilometer langen Rundkurs in der Po-Ebene gefahren, der insgesamt neunmal bewältigt werden muss.

Zielflagge
Fritz Huschke

Sieger sehen anders aus – nämlich aerodynamisch.

Der sportbewährte BMW 328 ist für die Mille Miglia eigentlich zu schwach. Mit Werks-Tuning leistet sein 2-Liter-Motor um die 120 PS, im Grunde zu wenig für einen Rennwagen, der hier ganz oben mitfahren will. Als Ausweg optimieren die Ingenieure seine Aerodynamik so perfekt, dass eine möglichst hohe Spitzengeschwindigkeit erzielt werden kann. Dazu wird das Gewicht reduziert, beim Coupé auf gerade mal 780 Kilogramm. Das reicht für ein Spitzentempo von bis zu 220 km/h, perfekt für die vielen Vollgasetappen dieses Langstreckenrennens.

Drei BMW 328
Vier BMW 328

Zwei Fahrer, ein Team.

Fritz Huschke von Hanstein und sein Co Walter Bäumer können sich von Anfang an vorne behaupten und dominieren das Rennen. Zum Ende kann aber der bisherige Zweite Nino Farina auf Alfa Romeo deutlich aufholen. Doch bleiben nach einer Gesamtzeit von 8:54:46 Stunden immerhin noch fünf Minuten Vorsprung erhalten – und damit der Gesamtsieg. Das Durchschnittstempo des siegreichen BMW liegt bei rund 167 km/h. Sogar einen Fahrerwechsel kurz vor dem Ziel unternehmen die beiden Fahrer noch, gegen den ausdrücklichen Befehl des Korpsführers Adolf Hühnlein. Sportsgeist schlägt hier Ideologie.

Es ist erst das zweite Mal, dass kein Italiener ganz oben auf dem Treppchen der Mille Miglia steht. 1947 startet sie wieder, doch allzu lange können sich solche wie aus der Zeit gefallenen Straßenrennen nicht mehr halten. Nach schweren Unfällen ist 1957 Schluss. Dafür darf „die Mille“ ab 1977 als deutlich langsamere, aber auch weitaus weniger gefährliche Oldtimerveranstaltung mehr denn je begeisterte Fans aus der ganzen Welt anlocken. Für die Motorsport-Historie von BMW ist dieser hart erkämpfte Mille-Miglia-Sieg 1940 aber einer der bedeutsamsten Siege überhaupt geworden.

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