NACH OBEN BOXEN – 100 JAHRE BOXERMOTOR.

1918 endete der Erste Weltkrieg. Die Wirtschaft lag am Boden, der Bau von Flugmotoren wurde verboten. Bei BMW entfiel damit die Geschäftsgrundlage und etwas völlig Neues musste her. Warum also nicht Motoren für die immer beliebteren Motorräder bauen? Ein Zweizylinder-Boxermotor bot eine perfekte Lösung. 1920 begann die Serienfertigung.

Der erste BMW Boxermotor trieb noch kein eigenes Motorrad an. Er war als reines Zulieferprodukt gedacht, das den vielen Motorradproduzenten, die es damals gab, angeboten wurde. Denn die waren oft eher Manufaktur als Fabrik, ihre Stückzahlen gering und die Entwicklung eines eigenen Motors das weitaus teuerste Element des ganzen Fahrzeugs.

Boxermotor
BMW R 32
Boxermotor

Bescheidener Start 1920.

So lief zum Winter 1920/21 die Produktion des Motors M2 B15 an, auch „Bayern-Kleinmotor“ genannt. Sein auffälligstes Kennzeichen war die liegende Anordnung der Zylinder, ein sogenannter Boxermotor. Mit 494 Kubikzentimeter Hubraum gar nicht wirklich klein, entwickelte er 6,5 PS. Victoria in Nürnberg baute ihn sehr erfolgreich in sein Modell KR1 ein. Es hatte längs liegende Zylinder bei BMW lagen die Zylinder später dann quer. Dieses typische Markenzeichen wurde mit dem ersten von BMW selbst konstruierten Motorrad, der R 32, eingeführt.“

Einer der beiden wichtigsten Schöpfer des ersten BMW Boxermotors war Martin Stolle. Er fühlte sich neben dem schon länger bei BMW arbeitenden Konstrukteur Max Friz zu wenig beachtet und kündigte. Sein bei der Konkurrenz neu entwickelter Motor überzeugte dann ausgerechnet den wichtigsten Abnehmer Victoria und bei BMW brach schlagartig der Umsatz weg.

Franz Bieber beim Ruselbergrennen 1922 auf Victoria KR1
MF 1798-1
Martin Stolle auf Victoria KR1 1922

Fusion zum Motorradbau.

Dazu war BMW 1921 durch die Übernahme der BFW (Bayerische Flugzeugwerke) über Nacht nun selbst zum Motorradhersteller geworden, die dort produzierten Modelle „Helios“ und „Flink“ waren aber nur mäßig erfolgreich. Daran änderte auch der BMW Motor im Modell Helios nichts. Es musste also in aller Eile eine radikale neue Lösung her. Generaldirektor Franz Josef Popp beauftragte Max Friz mit der Neukonstruktion eines kompletten Motorrads und der schuf in nur einem Monat eine kleine Revolution. Seine heute noch beeindruckende 1:1-Zeichnung zeigt einen quer im Fahrtwind liegenden Boxermotor, Kardanantrieb und einen Doppelschleifenrahmen. Es war die Geburt der BMW R 32. Sie kam 1923 und trug damit schon den zweiten Boxermotor der BMW Geschichte.

Der Boxermotor wurde zur DNA von BMW und optisch unverwechselbar. Er begann, wie so vieles im Leben, aus der Not heraus, und hier machte sie im wahrsten Sinne erfinderisch. Sie schuf sogar eine hundertjährige Erfolgsgeschichte, die in der sich rasant verändernden Technik ihresgleichen sucht. Klang, Aussehen und das breite Grinsen des Fahrers – all das wurde typisch für BMW.

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