Das erste BMW Motorrad
Die BMW R 32 war 1923 eine Sensation. Das erste eigenständige Motorrad der Bayerischen Motoren Werke mit all den Merkmalen, die prägend für unsere Marke wurden: ein Boxermotor mit quer zur Fahrtrichtung liegenden Zylindern und eine Antriebswelle, die die Kraft zum Hinterrad überträgt. Die wegweisende Konstruktion markiert den Beginn einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert. Eine Frage allerdings blieb jahrzehntelang ein Mysterium: Wo wurde die R 32 zum ersten Mal vorgestellt – in Paris auf dem Automobilsalon oder in Berlin auf der Deutschen Automobil-Ausstellung?
Des Rätsels Lösung
Aufklärung bietet ein Fundstück aus dem Archiv der BMW Group: ein Kommissionsbuch zur BMW R 32. In diesem wurden alle Aufträge für die neue Maschine handschriftlich festgehalten. Akribisch notierten die zuständigen Mitarbeiter Produktions- und Auslieferungsdatum, Empfänger sowie Sonderausstattung. Und hier findet sich schließlich die Antwort auf die Frage: Paris oder Berlin? Die Aufzeichnungen belegen, dass fünf Modelle der BMW R 32 im September 1923 nach Berlin zur Deutschen Automobil-Ausstellung verschickt wurden. Zwei von ihnen kehrten nach der Messe nach München zurück, drei gingen in Berlin in den Verkauf. Damit ist es amtlich: Die Premiere des ersten BMW Motorrads wurde in Deutschland gefeiert.
Die Konstrukteure fuhren die BMW R 32 selbst
In dem Kommissionsbuch finden sich weitere interessante Details aus den Anfangstagen von BMW. Sogenannte „Direktionsaufträge” zeigen, dass die Führungsmannschaft höchstpersönlich die neuen Modelle im Alltagseinsatz erprobte. Neben Max Friz und Rudolf Schleicher, den Konstrukteuren der R 32 und R 37, finden sich zwei bekannte Namen aus dem Rennsport: Rudi Reich und Franz Bieber. Sie fuhren die ersten Deutschen Meisterschaften und Siege für BMW ein.
Von München in die Welt
Das erste BMW Motorrad war bereits international gefragt, was die Notizen ebenfalls belegen. 1924 lieferte unser Unternehmen zwei voll ausgestattete Modelle der BMW R 32 nach Japan. Eine weitere Besonderheit hier: Vollausstattung war zu dieser Zeit längst nicht Standard. So gab es die Lichtanlage der R 32 nur gegen Aufpreis – ebenso wie Hupe und Tacho. Erst in den 1930er Jahren gehörten diese zur Serienausstattung. Außer den Exporten nach Japan vermerkt das Kommissionsbuch, dass ein Modell des neuen Motorrads mit Beiwagen an die Stadt Kaufbeuren ging, um die Feuerwehr zu unterstützen – der Beginn des Behördengeschäfts.
Der Geist lebt fort
Heute sind die ersten Motorräder von BMW gesuchte Raritäten. Das Kommissionsbuch ist hilfreich, anhand der notierten Motor- und Fahrgestellnummern die Originalität der erhaltenen Exemplare der BMW R 32 festzustellen. Über die sportlichen Aspekte hinaus überzeugte das in Handarbeit hergestellte Motorrad durch seine Qualität. Der Wellenantrieb war wartungsfreundlicher als die sonst üblichen Ketten oder Riemen, alle reparaturanfälligen Teile wurden gekapselt. Die R 32 leistete 8,5 PS und beschleunigte auf bis zu 95 km/h - sofern es die schlechten Straßen dieser Zeit zuließen. Ein echter Innovationsträger, auf den Klassiker wie die R 5, die R 90 S und die R 80 G/S folgten. Sein Erfindergeist lebt in dem emissionsfreien elektrischen Scooter BMW CE 04 und dem kürzlich vorgestellten Parcourer BMW CE 02 weiter.
Weitere Informationen zur R 32 und den dazugehörigen Dokumenten findet ihr hier.