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Zeitreise Teil 3: Die steile Karriere der Staatslimousine BMW 505 Pullman.

+++ Glamouröses Einzelstück mit V8-Motor +++ Legende um Konrad Adenauer, der den Hut verlor +++ Immer noch in Diensten als Hochzeits-Automobil +++

In der mehr als 100-jährigen Geschichte der BMW Group hat sich viel ereignet. Vom Hersteller von Flugzeugmotoren entwickelte sich unser Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Konzerne der Welt. In unserer Serie „Zeitreise: Funde aus dem BMW Group Archiv” tauchen wir tief in unsere Vergangenheit ein. Wir geben spannende Einblicke in die Historie der BMW Group und der Menschen, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist.

Der einzige seiner Art

Wenn sich im Jahr 1955 Konrad Adenauer wenigstens einmal in die BMW 505 Pullman Limousine hineingesetzt hätte ­– wer weiß, wie es ausgegangen wäre für das luxuriöse Automobil und den damaligen Bundeskanzler. Geplant war eine kleine Serienfertigung für den Fall, dass entschieden worden wäre, den BMW 505 Pullman zur Staatskarosse zu machen. Sehr gerne hätte unser Unternehmen den prestigeträchtigen Auftrag bekommen, denn man versprach sich davon, exklusive Käuferschichten zu erreichen. Allein: Der BMW 505 Pullman blieb der einzige seiner Art. Zwar kamen immer wieder Gerüchte über ein zweites baugleiches Modell auf, aber diese konnten längst entkräftet werden. Erst im Jahr 1963 sollte auf Basis des Barockengelrahmens ein ähnliches Nachfolgemodell gebaut werden, der BMW 3200 S. 

Ein Fahrzeug für den Kanzler

Im Jahr 1955 auf der IAA – damals auch Frankfurter Automobilsalon genannt – stellte unser Unternehmen verschiedene Limousinen aus: den BMW 502 mit 120 PS, einen BMW 503 mit 140 PS und den BMW 507 mit 150 PS sowie den Prototyp des BMW 505 Pullman. Dieser war entstanden auf dem um 200 mm verlängerten Fahrgestell des BMW 502 3,2 Liter und gezielt geplant als Gegenstück zum Mercedes-Benz 300 – dem Fahrzeug, in dem sich Kanzler Adenauer fahren ließ. Die BMW 505 Pullman Limousine besaß einen V8-Motor mit 120 PS und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 170 Km/h. Den Motor hatte der damalige Kaufmännische Direktor der BMW AG, Hanns Grewenig, der Schweizer Firma Ghia-Aigle nach Lugano geschickt, wo der Prototyp nach den Designentwürfen des Turiner Studios Michelotti gefertigt wurde.

So viel Luxus – und dann dieser Hut

Im Stil einer Staatslimousine war der BMW 505 Pullman luxuriös ausgestattet – auch deshalb, weil man im Unternehmen wusste, was der Kanzler sich an besonderer Ausstattung wünschte: eine hydraulisch versenkbare Fond-Trennscheibe, damit der Chauffeur nicht mithört, eine Sprechanlage zwischen Fahrer und Passagierabteil sowie Radiofernbedienung. Während der BMW 505 das alles bot, gewährte er allerdings nicht mehr Platz für Adenauers lange Beine als der Mercedes. Es soll aber der Hut gewesen sein, der den Kanzler vom Wechsel des Automobils abbrachte. Beim Aussteigen nach der Probefahrt habe er sich diesen am Türrahmen vom Kopf gestoßen. Alles Legende. Erwiesen ist, dass Adenauer die geplanten Probefahrten wegen Krankheit abgesagt und niemals im BMW 505 Platz genommen hatte. Er schickte seinen Chauffeur, zumal er selbst von den Fahreigenschaften eines Automobils nicht viel verstehe, wie er diesem ausrichten ließ. Der Fahrer war zunächst von den Fahrleistungen begeistert, um dann auf wundersame Weise seine Meinung zu ändern. Wie sich später zeigte, hatte der persönliche Kanzlerreferent seine Finger im Spiel bei der Entscheidung über die Fahrzeuge. Dessen Verhalten führte zu einem politischen Skandal und ihn selber vor Gericht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ganz in Weiß … mit rotem Werbeschriftzug

Der BMW 505 Pullman machte auch ohne Kanzler Karriere. Mehrfach lieh die bayerische Staatsregierung die als „Karosse für Diplomaten, Staatsmänner und Generaldirektoren“ beworbene Limousine aus, und 1956 stieg der italienische Ministerpräsident Antonio Segni in den von Ghia-Aigle als „State Sedan“ bezeichneten Wagen. 1957 von der BMW AG an private Eigentümer verkauft, gelangte das Fahrzeug schließlich in den Besitz Irmgard von Opels, der Enkelin des Firmengründers Adam Opel. Ihr Geschäft waren die ersten deutschen Kartoffelchips, weshalb der „State Sedan“ ab 1969 weiß lackiert mit roter Chio-Chips-Aufschrift durch das Land fuhr.

Ganz in Weiß … mit einem Blumenstrauß

Im Jahr 1982 gelangte der BMW 505 Pullman wieder in den Besitz der BMW Group. Zwischen 2016 und 2021 wurde er aufwendig restauriert und ist in seiner Originalfarbe schwarz nicht nur in der Sammlung zu bewundern, sondern wird gelegentlich als Hochzeitsauto ausgeliehen. So auch in diesem Jahr von Prinz Leopold von Bayern, Markenbotschafter für BMW und früherer Rennfahrer, für die große Wittelsbacher Hochzeit seiner Verwandtschaft im Mai. Als Ludwig Prinz von Bayern und seine Sophie-Alexandra in der traditionellen Münchner Theatinerkirche getraut wurden, fuhr die Braut standesgemäß in der BMW 505 Pullman Limousine vor.

Wer neugierig auf das historische Fahrzeug geworden ist: Hier gibt es mehr Informationen zur BMW 505 Pullman Limousine.

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